Je beliebter Gin wird, desto mehr entsteht auch das Bedürfnis, das Destillat in eine bestimmte Richtung einzuordnen, bzw. es einer bestimmten Sorte zuzuschreiben. Dies ist allerdings weniger einfach, als man es beispielsweise vom Whisky oder auch Rum kennt. Trotzdem lassen sich natürlich gewisse Tendenzen festlegen, die wir unten kurz aufführen, um etwas Überblick zu verschaffen:
Der Klassiker – London Dry
London Dry Gins zählen zu den ältesten Gin Sorten überhaupt. Hier geht es weniger um den Geschmack als um die Art der Herstellung. Es herrschen strenge Regeln, wie ein Gin im London Stil produziert werden muss und so ist diese Kategorisierung natürlich auch ein gewisses Qualitätssiegel.
London Dry Stil heißt, dass der Ethylalkohol landwirtschaftlichen Ursprungs zu sein hat und der Methanolgehalt einen Wert von 5g/hl bei 100% Alkohol nicht überschreiten darf. Hier dürfen auch weder Farb- noch Aromenstoffe zugegeben werden und sämtliche Botanicals müssen während des zweiten Destillationsgangs beigefügt werden.
Bei klassischen London Dry Gins liegt die Betonung meist auf der Wacholdernote, begleitet von typischen Zitrusaromen sowie einem Hauch Koriander und Angelika. Wir kennen dies beispielsweise von Tanqueray, Bombay Sapphire, Haymans oder Mayfair und Beefeater, um nur einige wenige zu nennen.
Lieblich und ein Cocktailvirtuose – Old Tom
Neben dem London Dry entstand auch der Old Tom Gin vor mehreren hundert Jahren und bildete zum trockenen London Stil das passende Gegengewicht. Hier geht es lieblicher und auch etwas süßer zu, entweder schlicht aufgrund eines höheren Zuckergehalts oder durch die Dreingabe lieblicherer Botanicals wie Ananas beim Tanqueray Old Tom oder Mädesüß bei Weisswange. Auch Both’s ist ein typischer Old Tom Vertreter.
Gerade mit dem Aufkommen der Cocktail Kultur im späten 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts war der Old Tom ein gern gesehenes Destillat hinter der Bar. Ein typischer Cocktail wäre hier beispielsweise der Tom Collins.
Auch gerne selbstgemacht – Sloe Gins und Gin Liköre
Die Tradition der Fruchtliköre reicht weit zurück und wurde nicht nur professionell, sondern oftmals auch gerne in den heimischen vier Wänden aufrechterhalten. Immerhin darf hier auch nach der Destillation noch die Schlehenbeere oder Ähnliches zugegeben werden und die Zugabe von Zucker sorgt zusätzlich für Geschmack. Einfacher geht es kaum und so versuchten sich auch Hausfrauen am schmackhaften Sloe Gin.
Das Schlehenfeuer wird auch heute noch gerne verwendet, bzw. wiederentdeckt, da er dank der herberen Schlehennoten nicht ganz so süß ist und nicht nur pur, sondern auch in Cocktails gut schmeckt.
Bringen zusätzliche Aromen – Fassgelagerte Reserve Gins
Im 18. und 19. Jahrhundert war es oftmals üblich, Gins in Fässern aufzubewahren. Schlicht und einfach, weil es so praktischer war dem hohen Gin Konsum der Gäste nachzukommen und das kostbare Frachtgut zu transportieren. Und da diese Fasslagerung nun doch eher aus praktischen Gründen vorgenommen wurde, hatte man sich natürlich nicht allzu sehr mit der Auswahl des Eichenfasses und der idealen Lagerzeit beschäftigt.
Bei den heutigen Reserve Gins ist das anders: da wird bei Raritas, Burroughs Reserve und Hernö getüftelt und ausprobiert, bis man vollends zufrieden ist. Und das Ergebnis ist die Mühen allemal wert, denn kein anderer Gin vermag so vielseitige und warme Aromen mitzubringen, wie einer, der einige Zeit in Fässern verbracht hat.
Der Ursprung eines jeden Gins – Genever
Wir wissen, dass Genever kein Gin ist aber die „Verwandtschaft“ ist natürlich da, gilt der Genever ja als Vorgänger des heute so beliebten Wacholderdestillats. Deswegen finden wir auch typische Botanicals wie eben Wacholder und auch Angelika, Ingwer, Koriander und Co. im Jenever, der jedoch nur in ausgewiesenen Gebieten wie den Niederlanden und Belgien produziert wird. Die Basis des Genevers bildet eine Art Getreidemaische namens „malt wine“, die der Tradition nach aus Roggen, Weizen und Gerste besteht. Diese lagert für einige Jahre in Eichenfässern, bevor man es mit einem Gin-ähnlichen Destillat vermengt, das wiederum die Botanicals enthält.
Bekannte Marken sind Rutte, Zuidam und Ketel, um nur einige zu nennen.
Charakterstark und nichts für schwache Nerven – Navy Strength Gins
Navy Strength Gins müssen einen Alkoholgehalt von mindestens 57% Vol. Alc. aufweisen und sind damit deutlich kräftiger als die klassischen Gins, die zwischen 37,5% und 47% Vol. Alc. liegen. Der Vorteil liegt auf der Hand: hier geht es intensiver und aromatischer zu und so eignet sich diese Sorte perfekt für kräftige Cocktails.
Die Navy Strength Gins sind tatsächlich ein Kind der Royal Navy, denn Gin war zu Kolonialzeiten natürlich auch auf hoher See ein beliebtes Getränk. Mit Tonic schützte er vor Malaria und im Gimlet nahm man so seine tägliche Portion Vitamin C ein. Da der Gin jedoch meist unter Deck, in direkter Nähe zum Schießpulver, gelagert wurde, hatte man natürlich Sorge, dass aus Versehen Gin verschüttet werden würde und damit das Kanonenpulver unbrauchbar gemacht werden würde. Die simple Lösung war, einen Gin zu schaffen, der „Gunpowder Proof“ war.
Beliebte Marken sind heute Plymouth, Hernö. Professor Cornelius Ampleforth und viele mehr.
Brandneu und heiß begehrt – New Western Gins
New Western Gins sind die am schwersten zu beschreibende Gin Sorte, da sie sich weniger auf den Herstellungsprozess beziehen, denn auf den Geschmack. Und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten.
Die neuen New Western Sorten sind sozusagen als Gegenstück zu den klassischen Gins mit ihrer Wacholderdominanz gedacht. Das heißt, dass alle Gins, die exotische Botanicals mit aufnehmen und per se schon einmal „anders“ schmecken, bzw. weniger nach Wacholder schmecken, in diese Kategorie fallen. So zum Beispiel Hendricks, Gin Mare und Monkey 47, Siegfried und Ferdinands, Windspiel und Momentum.